Montag, Februar 21, 2005

Krimis von Håkan Nesser

Skandinavische Krimis im allgemeinen verbindet eine gewisse Melancholie, sagt man. Das im einzelnen zu beurteilen, bleibt unsereinem, den nicht Schwedisch, -Dänisch, -Norwegisch oder -Finnisch Sprechenden verwehrt. Das Melancholie nicht gleich Melancholie ist, dies allerdings können auch wir Nichtskandinavier erkennen.

Håkan Nessers Kommissar Van Veteren zum Beispiel ist ein existentialistisch geprägter Melancholiker. Die Ungerechtigkeiten der Welt im allgemeinen und die herrschende, den meisten Machtfunktionären anhaftende Ignoranz im besonderen, haben ihn zu einem Menschen gemacht, der mit allem Schlechten und jeder Missgunst rechnet. Diese Melancholie ist eine Mischung aus Weisheit und frustrierter Wut. Auf ihnen gründet sich die Weitsicht und Geduld Van Veterens.

Allen Kriminalromanen gemeinsam ist die lakonische Psychologie, mit der Håkan Nesser beschreibt, warum sich seine Figuren so verhalten wie sie es tun. Das ist ihm wichtiger als ausführliche Gewaltdarstellungen. Ein Sog entsteht, wenn er die Gedankengänge und Motive aus der Perspektive der Beteiligten beschreibt. Ausgespart bleiben gleichzeitig konkrete Hinweise darauf, um wen es sich handelt.

Und so kreuzen sich im Laufe der Handlung die Beschreibungen der äußeren Ermittlungsarbeiten des Kommissars und seiner MitarbeiterInnen mit den Darstellungen der inneren Antriebskräften jeder wichtigen Figur. Im Laufe der Seiten werden auch Gründe offenbar, Geheimnisse gelüftet, Ziele deutlich aber nicht immer gibt es ein kriminalistisches Happy End. Was nicht heißen soll, dass über den Täter oder die Täterin am Ende Unklarheit herrscht. Vielmehr rührt solch ein Ausklang von der Weisheit her, dass das Leben wirklich ist - und deshalb ziemlich melancholisch sein kann.

'Kim Novak badete nie im See von Genezareth', 'Barins Dreieck' und 'Und Piccadilly Circus liegt nicht in Kumla' gehören übrigens nicht zu der Reihe um Kommissar Van Veteren.

Die meisten Krimis des schwedischen Autors Håkan Nesser sind als Taschenbuch erhältlich und über die bekannten Quellen zu beziehen. Man kann, muss aber keiner festen Reihenfolge folgen. Einzelbesprechungen findet man auf den Seiten der Schwedenkrimis. Wie immer, auch eine gute Adresse: die Krimicouch.


Mittwoch, Februar 09, 2005

"Mein Chef ist ein Arschloch, Ihrer auch?"

Es gibt nicht mehr so viele Situationen, in denen man Mut beweisen muss. Eine davon ist der Jobwechsel in diesen Zeiten. Doch dazu muss es nicht unbedingt kommen, wenn man den gleichermaßen fundierten wie praktischen Erkenntnissen von Margit Schönberger folgt. ‘Mein Chef ist ein Arschloch, Ihrer auch?’ fragt sie frech, um schon auf den ersten Seiten von dem zu sprechen, was unser Verhalten unbewußt oder bewußt oft bestimmt - die Angst. Denn sie ist es, die in den meisten Fällen dazu führt, dass Konflikte angeheizt werden oder unbearbeitet bleiben. Das gilt eben auch für die Menschen in der Führungsetage. Die Funktion und die Rolle von Vorgesetzten bedeutet Macht. Wie sie mit ihrer Macht umgehen, wirkt sich auf das Betriebsklima entscheidend aus. Hier nachgelesen werden können typische Verhaltensmuster, je nachdem welche Wege bei ihnen die Angst nimmt. Margit Schönberger leitet davon verschiedene Reaktionsmöglichkeiten ab, um schwierige Situation besser zu bewältigen. Wer dieses Buch liest, ist weniger frech als mutig: wer so viel über die Bosse dieser Welt erfährt, darf auch in den eigenen Spiegel schauen.

Inhaltsverzeichnis:
Vorwort
Von Alpha-Tieren und leeren Anzügen
Der Stoff, aus dem wir Menschen sind
Die hohe Kunst der Motivation
Wollen Sie Hammer oder Amboss sein?
Cheftypen - und wie man mit ihnen umgeht
Wovor der schlechte Chef sich fürchtet
Zehn Gebote, um den Psychostress in der Firma zu überleben
Epilog - die Welt der Chefs und Angestellten in der Literatur

Margit Schönberger
Mein Chef ist ein Arschloch, Ihrer auch? - Ein Überlebenstraining
Goldmann Sachbuch / Ratgeber Bd.16649
Euro 6,95